Wenn Babys etwas vorgesungen bekommen, sinkt ihr Stresshormonspiegel messbar und er bleibt zudem deutlich länger auf niedrigem Niveau, als wenn man lediglich mit ihnen spricht. Zunutze machen sich das Eltern auf der ganzen Welt, indem sie ihren Kindern Wiegenlieder vorsingen, die überall ähnlich klingen und demnach wahrscheinlich schon sehr früh in der Geschichte der Menschheit entstanden. Und auch die Wahrnehmung von Musik scheint biologisch vorgesehen zu sein: Kleine Kinder müssen nicht erst lernen, welche Klänge harmonisch sind, sie wissen es instinktiv. Außerdem erfassen sie die musikalischen Anteile von Sprache früher als ihre Bedeutung.
Mantras bewirken nachweislich eine Deaktivierung des Mandelkerns (Amygdala) im Gehirn, also eine Reduzierung von Angst, und tragen somit zur Steigerung der Aufmerksamkeit und des körperlich-emotionalen Wohlbefindens bei. Je freier wir von Angst sind, desto leichter entwickelt sich der innere Raum für Liebe. Wenn es um das Freisein von Angst geht, hat auch Achtsamkeit eine große Bedeutung.
Können Mantras wiederholt tief in dich hineinwirken, kann sich die Amygdala leichter und schneller beruhigen, du hast in deinem Alltag weniger Angst und es wird für dich einfacher, in Situationen, in denen du dich herausgefordert fühlst, gelassen und zentriert zu bleiben – du bist achtsamer.
Im Yoga wird gerne von einer Mühelosigkeit in den asana gesprochen. Wenn du während einer asana Mantras hörst und offen bist für die Schwingung der Musik, stellt sich ein Gefühl des Getragenseins ein, das ein längeres und vor allem entspannteres Halten der asana ermöglicht. Unser Geist schweift weniger ab - er wird still - und dein aktiver Wille erfährt das richtige Maß an Beruhigung. Die Hinwendung vom Wollen zum Erfahren leitet die eigene innerliche Öffnung ein. In einer Yogaklasse werden drei Ebenen unseres Seins berührt: die körperliche Ebene, indem wir unseren Körper kräftigen, dehnen und flexibilisieren, dann die mentale Ebene, indem wir unseren Geist zur Ruhe bringen und ihn in uns klarer erscheinen lassen und schließlich die emotionale Ebene, indem wir unsere Verbundenheit und (verborgene) Liebe spüren.
Mantras berühren unser Herz. Sie öffnen unsere Seele. Wir erleben dies als etwas sehr Bekanntes, Vertrautes, wir fühlen uns wohl. Wir verstehen dann auf einer anderen Ebene. Mantras verbinden diese drei Ebenen, so dass ein tiefes Nachvollziehen der Geschehnisse in Körper und Geist möglich wird – und das nicht mehr ausschließlich intellektuell.
Mantras lenken den Geist, die spirituellen Aspekte der asana werden mehr ins Bewusstsein gerückt sowie die geistigen und energetischen Wirkungen erhöht. Somit werden die tieferen Ebenen der asana und des Yoga insgesamt leichter erfahrbar.